Kinderarmut: Kinder besonders von Armut betroffen

Arme Kinder – armes Deutschland

19,5 Milliarden Euro haben deutsche Kinder und Jugendliche im Jahre 2007 ausgegeben: für Süßigkeiten und Fast Food, fürs Handy, für CDs und den Kinobesuch. Im Schnitt haben die Kinder heute knapp 27 Euro Taschengeld zur Verfügung. Hinzu kommen Bargeschenke zu Weihnachten, zum Geburtstag sowie bei einem Teil der Kinder auch zu Ostern. Die addieren sich auf 189 Euro im Jahr. Die Jüngsten in unserer Gesellschaft waren noch nie so reich wie heutzutage. Dem gegenüber steht eine stetig wachsende Zahl an Kindern, die von Hartz IV leben und für ihren Lebensunterhalt mit monatlich etwas mehr als 200 Euro auskommen müssen. Das ist nicht einmal ausreichend Geld, um eine gesunde Ernährung sicherzustellen.

Zwei Millionen arme Kinder

1,92 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren beziehen derzeit SGB-II-Leistungen, bzw. ihre Eltern. Diesen Kindern und Jugendlichen steht seit dem 1. Januar 2016 monatlich ein Betrag von 237 Euro (0-6 Jahre), 270 Euro (6-14 Jahre) oder 306 Euro (14-18 Jahre) zur Verfügung. Für Verpflegung sind täglich 2,56 Euro vorgesehen. Angesichts der aktuellen Flüchtlingszahlen ist davon auszugehen, dass diese Zahl steigen wird. Kinder sind heute die am stärksten von Armut betroffene Gruppe unserer Gesellschaft. Besonders gefährdet sind Kinder von Arbeitslosen, Alleinerziehenden und Migranten.

Relative Armut oder absolute Armut?

Wenn in Deutschland von Kinderarmut die Rede ist, ist in den meisten Fällen von relativer Armut die Rede. Im Gegensatz zu Kindern in Entwicklungsländern, die teilweise in absoluter Armut leben müssen, sind junge Menschen in Deutschland nicht unmittelbar in ihrer Existenz bedroht. Kinderarmut in Deutschland hat grundsätzlich viele Gesichter: Kinder kommen mit jahreszeitlich nicht angepasster Kleidung in die Schule oder ohne Frühstück. Sie können nicht am Mittagessen in der Schulkantine teilnehmen, weil ihre Eltern selbst geringe zusätzliche Summen nicht aufbringen können. Sie können keinen Geburtstag feiern. Ihnen fehlt Geld für Schulmaterialien, Nachhilfe und Klassenfahrten. Sie leben mit ihren Familien in zu kleinen Wohnungen, oftmals in benachteiligten Stadtteilen.

Armutsfaktor mangelnde Bildung

Zu finanzieller Armut gesellt sich oft Bildungsarmut. Kinder aus benachteiligten Familien haben grundsätzlich eine geringere Chance auf gute Bildung, leiden häufiger an Sprach- und Kommunikationsdefiziten. Eltern können ihre Kinder nicht unterstützen, sei es aus Zeitmangel oder aufgrund fehlender Bildung. Arme Kinder müssen eher eine Klasse wiederholen. Von armen Kindern wird öfter verlangt, möglichst früh die Schule zu beenden, um selbst Geld zu verdienen.

Gesundheitliche Defizite

Kinder aus benachteiligten Familien sind eher von gesundheitlichen Defiziten betroffen, als Kinder aus wohlhabenden Familien. Sie haben häufiger schlechte Zähne und eine größere Anfälligkeit für chronische Erkrankungen. Da sich arme Menschen in der Regel schlechter ernähren als wohlhabende, sind arme Kinder häufiger übergewichtig. Außerdem leiden sie öfter an Verhaltensauffälligkeiten und emotionaler Instabilität.

Kein Geld für Kultur

Im Hartz IV Regelsatz ist für Kulturveranstaltungen kein Budget vorgesehen. Da es nur wenige kostenlose Kulturangebote gibt, sind arme Kinder auch im kulturellen Bereich weitgehend von einer Teilhabe ausgeschlossen. Kino- und Theaterbesuche, das Erlernen eines Instruments sind in der Regel nicht finanzierbar. Diese Kinder haben demnach weniger Möglichkeiten, sich auszuprobieren, ihre Talente zu entdecken und zu fördern. Mittel des Bildungs- und Teilhabepaktes der Bundesregierung werden kaum abgerufen. Der bürokratische Aufwand für alle Beteiligten ist überfordernd.

Fehlende Teilhabe

Armut führt zu Störungen an der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Störungen an der Teilhabe führen zu Kontaktarmut, dem Fehlen von Netzwerken, schließlich zu sozialem Rückzug. Arme Kinder haben deshalb insgesamt geringere Chancen auf eine glückliche und erfolgreiche Zukunft. Stattdessen besteht die Gefahr, dass sie in einen Teufelskreis von Kinderarmut geraten, dem sie ohne fremde Hilfe nicht entrinnen können. Oftmals geben sie ihr eigene Chancenlosigkeit an ihre Kinder weiter.

„Die Vertragsstaaten erkennen das Recht jedes Kindes auf einen seiner körperlichen, geistigen, seelischen, sittlichen und sozialen Entwicklung angemessenen Lebensstandard an.“
(UN-Kinderrechtskonvention, Artikel 27)
Portal Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung

Auf diesem Portal werden die Daten zugänglich, auf denen die Armuts- und Reichtumsberichterstattung basiert, und ein Überblick über die verwendeten Messgrößen gegeben – die sogenannten Indikatoren. Damit ist ein intensiver Austausch aller Interessierten, wie z.B. Vertreterinnen und Vertreter aus der Wissenschaft, Wohlfahrtsverbänden, Kirchen, Sozialpartnern und anderen Institutionen, möglich (mehr…)

Der Anteil Minderjähriger in Bedarfsgemeinschaften mit Bezug von Mindestsicherungsleistungen (i.d.R. SGB-II-Leistungen) liegt in Bonn zwischen 15,5 und 20,9%.
(Stand Jahresende 2014, Quelle: Sozialbericht NRW 2016)
Hartz IV eine Übersicht | Kinderarmut | Copyright: Schattenbericht 2015
Kultur kostenlos

In der Stadtbibliothek Bonn können Kinder und Jugendliche kostenlos Bücher aus der Kinder- und Jugendabteilung ausleihen. Außerdem bietet die Bibliothek kostenfreie Internetkurse an und in den Sommerferien einen SommerLeseClub. (mehr…)

Statistik zu Einsparungen bei Kinderarmut