Die Kandidaten nehmen Stellung zu den Forderungen des Runden Tisches

Die Kandidaten nehmen Stellung zu den Forderungen des Runden Tisches

Einigkeit besteht, dass es Maßnahmen braucht, um Kinderarmut zu bekämpfen

Clemens Putschli vom Kinder- und Jugendring übernahm den Einstieg in das Thema der Podiumsdiskussion. Er stellte den Anwesenden das Forderungspapier des Runden Tisches gegen Kinder- und Familienarmut vor und machte deutlich, dass es eine gemeinsame Aufgabe von Bund, Land und Kommune sei, Kinderarmut spürbar zu reduzieren.

Moderator Ulrich Hamacher, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes, befragte die sechs Kandidatinnen und Kandidaten für den Landtag zunächst nach ihrer Einschätzung der Lage. Während Christos Katzidis die gute gegenwärtige Arbeitsmarktsituation in den Fokus rückte, waren sich Michael Aggelidis von der Linken und Michael Wisniewski von der Piratenpartei einig, dass die Einführung der so genannten Hartz IV-Gesetze maßgeblichen Einfluss auf die Kinderarmut habe. Dennoch ließen die drei, ebenso Doro Schmitz von den Grünen, Gabriel Kunze von der SPD und Franziska Müller-Rech von der FDP keinen Zweifel daran, dass es dringenden Handlungsbedarf gibt, und die Zahlen alarmieren: Fünf Prozent aller Kinder in Bonn verlassen die Schule ohne Abschluss, erinnerte Caritasdirektor Jean-Pierre Schneider aus dem Publikum. 18,6 Prozent sind laut Bertelsmann-Stiftung von Armut betroffen, mahnte Franz-Josef Windisch, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft freie Wohlfahrtspflege in seiner Begrüßung.

In einer schnellen Runde bat Hamacher Kandidaten einfach per Handzeichen Position zu den jeweiligen Forderungen zu beziehen. Daumen rauf hieß: Für diese Forderung setze ich mich, setzt sich meine Fraktion ein; Daumen runter: Diese Forderung trage ich, trägt meine Fraktion nicht mit. Unterschiedliche Ergebnisse brachte nur die Frage nach einer monatlichen finanziellen Grundsicherung für Kinder. Der CDU-Kandidat reagierte mit dem Daumen nach unten und sprach sich gegen finanzielle Unterstützung aus. Aus Angst vor Veruntreuung des Geldes bevorzuge er andere Maßnahmen. Müller-Rech stellte das Projekt „Liberales Bürgergeld“ als Alternative ihrer Partei vor. Alle anderen sprachen sich für eine finanzielle Grundsicherung für Kinder aus.

Nach einer regen Diskussion mit dem Publikum bilanzierte Ulrich Hamacher mit einem Augenzwinkern, dass es wünschenswert wäre, wenn alle sechs Kandidaten in den Landtag einzögen, weil dann Änderungen im Bereich Kinderarmut zu erwarten wären: Denn, alle waren sich einig, dass das Fachpersonal in Schule und Jugendarbeit von bürokratischen Aufgaben entlastet werden müsse, eine Verstetigung bei Angeboten wie der Schulsozialarbeit nötig sei und mehr individuell gefördert werden sollte. „Bleibt zu hoffen, dass die Ideen auch über den Wahlkampf hinaus erhalten werden und zur Umsetzung kommen“, so Stimmen aus dem Publikum.