Die Landtagswahl in NRW war ein Anlass für den Runden Tisch gegen Kinder- und Familienarmut die Kandidatinnen und Kandidaten, die sich zur Wahl stellten, nach ihrem Umgang mit dem Problem Kinderarmut zu befragen. Auf dem Xtra-Platz vor der Kreuzkirche wurde wenige Tage vor dem Wahltag intensiv gerungen und es herrschte Einigkeit, dass für eine Lösung des Problems investiert werden müsse.

Als Moderator Ulrich Hamacher die Kandidierenden zur Landtagswahl nach ihren Prioritäten im Zusammenhang mit dem Thema Kinderarmut befragte, machte sich zunächst Konsens breit: Natürlich möchten alle Befragten Lösungen finden, um Kinder- und Familienarmut einzudämmen und Chancengerechtigkeit herzustellen; selbst wenn so die Schuldenbremse nicht eingehalten werden könne. Spannend wurde die Podiumsdiskussion, zu der der Runde Tisch gegen Kinder- und Familienarmut (kurz RTKA) gemeinsam mit dem Evangelischen Forum geladen hatte, dann, als es um die Details ging:

CDU-Kandidat Dr. Christos Katzidis, der mit einem Mandat im aktuellen Landtag sitzt, mahnte, dass man den Zusammenhalt in der Gesellschaft sicherstellen müsse. Landtagskollegin und FDP-Kandidatin Franziska Müller-Rech forderte Investitionen in Bildung. Tim Achtermeyer, der für die Grünen antritt, befürchtet harte Verteilungskämpfe – gerade in der aktuellen Situation und Gabriel Kunze, SPD, hält die „Schwarze Null“ Angesichts der Herausforderungen für eine Illusion. Volt-Kandidat Fabio Sanchez-Copano verwies auf die erfolgreiche Bildungspolitik in Finnland und Estland und für die Linke hob Julia Schenkel hervor, dass die Kolleginnen und Kollegen erst jetzt ins Soziale investieren wollten, während das bei der Linkspartei eine originäre Forderung sei.

In diesem Duktus wurde über Chancen und Risiken von Talentschulen, die frühzeitige Zuordnung der Kinder auf weiterführende Schulen, die Rolle von Gymnasien und über den Sozialindex diskutiert. Im Anschluss daran loste Gastgeber Martin Engels vom Evangelischen Forum die Diskussionspartner- und partnerinnen für die Gesprächsrunden mit dem Publikum aus. So konnten sich die Besucherinnen und Besucher aussuchen, ob sie mit Gabriel Kunze und Franziska Müller-Rech, Tim Achtermeyer und Julia Schenkel oder Christos Katzidis und Fabio Sanchez-Copano das Gehörte vertiefen wollten.

In allen drei Gesprächsrunden wurde engagiert diskutiert und es kristallisierte sich ein Thema heraus, dass alle Anwesenden gleichermaßen beschäftigt: der Fachkräftemangel. Ob an Schule, Kita oder OGS, alle Maßnahmen, die sich für die Bekämpfung von Kinder- und Familienarmut und für die Herstellung von Chancengerechtigkeit finden ließen, erfordern Menschen, die daran mitwirken. Warum braucht es so hohe Anforderungen, um sich zum Erzieher ausbilden zu lassen? Wie können die Abschlüsse, die Fachkräfte im Ausland erworben haben, unkompliziert anerkannt werden? Wie können Vollzeitstellen im OGS-Bereich geschaffen werden? Nicht auf jede Frage hatten die Kandidatinnen und Kandidaten eine Antwort, aber sie sicherten zu, die Themen im Falle ihrer Wahl in den Landtag mitzunehmen. Diakonie-Chef Ulrich Hamacher verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass der RTKA zu den Gewählten üblicherweise im Laufe einer Legislaturperiode Kontakt halte und immer wieder die Beantwortung von diesen und weiteren Fragen anmahnen würde.